Toni Kroos kündigt Rücktritt an: Vielleicht der größte deutsche Fußballer (2024)

Nach der Heim-EM ist Schluss: Fußballnationalspieler Toni Kroos beendet nach der Saison seine Karriere. »Ich bin glücklich und stolz, dass ich in meinem Kopf den richtigen Zeitpunkt für meine Entscheidung gefunden habe und selbst entscheiden konnte«, sagte der 34-Jährige, der sich mit dem EM-Titel in Deutschland verabschieden möchte. Es wäre der einzige Titel, der ihm noch fehlt. Ansonsten hat Kroos alles gewonnen, er wurde 2014 Weltmeister und holte gleich fünfmal die Champions League. Seine Laufbahn in Bildern:

Zwischen 2002 und 2006 spielte der gebürtige Greifswalder für Hansa Rostock, wo sein Vater als Jugendtrainer arbeitete. Er wurde in der B-Jugend deutscher Vizemeister, spielte aber nie für die Profis. Denn Kroos fiel früh als großes Talent auf – und machte damit einen großen Klub auf sich aufmerksam.

2006 wechselte Kroos zu den Bayern, überragte in der Jugendmannschaft und wurde ab der Saison 2007/08 von Ottmar Hitzfeld in den Profikader berufen. Sein erstes Bundesligaspiel bestritt Kroos am 26. September 2007. Nach seiner Einwechslung legte er Miroslav Klose noch zwei Treffer beim 5:0-Sieg über Energie Cottbus auf. Der Weg von Kroos ging steil bergauf – bis bei den Bayern ein neuer Trainer übernahm.

Unter Jürgen Klinsmann kam Kroos nicht wie erhofft zum Zug und wechselte im Januar 2009 auf Leihbasis zu Bayer Leverkusen. Dort blieb er eineinhalb Jahre und zeigte vor allem in der Saison 2009/10 teils überragende Leistungen. Kein Wunder, dass ihn die Bayern nach Ende der Leihe unbedingt wieder zurückhaben wollten.

Kroos’ Leistungen blieben auch dem damaligen Bundestrainer Jogi Löw nicht verborgen. Am 3. März gab Kroos sein Debüt für die A-Nationalmannschaft – ausgerechnet gegen Argentinien, vier Jahre später in Brasilien Gegner im WM-Finale. Kroos schaffte es 2010 auch in den Kader für die WM in Südafrika, kam auf vier Einsätze. Im Halbfinale gegen Spanien war Schluss, Kroos vergab kurz vor Ende eine große Chance.

Titel holte Kroos dafür mit den Bayern. 2012 verloren er und seine Teamkollegen auf dramatische Weise das Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea im eigenen Stadion. Ein Jahr später schlugen die Bayern zurück und besiegten in Wembley Borussia Dortmund. Kroos durfte zum ersten Mal den Henkelpott in die Höhe recken, die Champions League sollte Kroos’ Lieblingswettbewerb werden.

Weltmeister – nach dem Finale in Rio de Janeiro ist Kroos ganz oben angekommen. Er nimmt sich für die Party im Hotel vor, »mit jedem an diesem Abend einen Tequila zu trinken« und stellt danach fest: »Das ist krachend gescheitert. Und dann war gute Nacht.« Im legendären Halbfinale gegen Brasilien spielt auch der Mittelfeldstratege überragend, beim 7:1 macht Kroos zwei Tore innerhalb von 69 Sekunden. Es ist der kürzeste Abstand bei einem WM-Doppelpack.

Aus heutiger Sicht gelingt Real Madrid im Sommer 2014 ein Schnäppchen, für 25 Millionen Euro lösen die Spanier Kroos vom FC Bayern ab. In München war dem damals 24-Jährigen das nötige Format abgesprochen worden, in Madrid wird Kroos zum Weltstar. Viermal (2016, 2017, 2018, 2022) gewinnen die »Königlichen« unter seiner Regie die Champions League, ein fünfter Triumph mit ihnen und ein sechster für ihn persönlich könnte noch folgen.

»Es war mir eine große Ehre«, sagt Kroos zu seinem Abschied aus der Nationalmannschaft nach der verkorksten EM 2021. Uli Hoeneß ist erleichtert: »Toni Kroos hat in diesem Fußball nichts mehr verloren«. Doch der dirigiert bei Real unbeeindruckt weiter.

Als Kroos 2022 mit Madrid seinen fünften Champions-League-Titel holt, sorgt ein Interview für Aufregung. »Du hattest 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen, dann stellst du mir zwei so Scheißfragen – das ist Wahnsinn«, schimpft Kroos dem verblüfften ZDF-Reporter Nils Kaben ins Mikrofon. Kaben wollte wissen, warum Real derart in Bedrängnis geraten war. »Das ist doch nicht überraschend«, sagte Kroos, »das ist hier das Finale! Ganz schlimm, ganz schlimm, wirklich«.

Bundestrainer Julian Nagelsmann bewegt ihn im Frühjahr zum Comeback für die Heim-EM , Kroos ist in der aktuellen Form mit seiner Klasse, Erfahrung und Ruhe einer der großen Hoffnungsträger. Nagelsmann: »Rudi Völler hat gesagt, dass er seit seinem 18. Lebensjahr Eiswürfel pinkelt. So ähnlich ist es wahrscheinlich.«